Dass wir in unserer Redaktion große Maifeld Derby Fans sind, müssen wir wohl nicht mehr groß erzählen. Schon in den letzten Jahren waren wir immer begeistert von der Auswahl der Künstler, vom hochwertigen Angebot an Speisen und Getränken und von der familiären Atmosphäre. Ich persönlich finde das Maifeld Derby außerdem charmant, weil die Acts an die ganz großen Festivals rankommen, ich aber trotzdem alle paar Meter jemand Bekannten treffe. Mannheim ist eben ein Dorf, aber ein ganz besonderes.
In diesem Jahr fand das Liebhaber-Festival zum siebten Mal statt – meine Glückszahl und wohl ab sofort auch die der Veranstalter rund um Timo Kumpf und sein Team. Warum? Der Samstag war zum ersten Mal ausverkauft, was ich auch deutlich gemerkt habe. Es war ein bisschen voller als sonst, ich stand ausnahmsweise auch mal ein paar Minuten an, um mir eines der leckeren Craft-Beers am hauseigenen Festivalspäti zu besorgen und zwischen die vielen bekannten Gesichter mischten sich sogar Besucher aus dem Ausland.
Zusätzlich hat in diesem Jahr endlich auch das Wetter mitgespielt. Perfekte Festivaltemperaturen von maximal 26 Grad erlaubten es, auch mal etwas anderes als Gummistiefel und Regenjacke zu tragen. Mit Sonne kam so auch endlich das Besondere des Geländes hervor: im schattigen Parcours d’Amour konnte man im Sitzen entspannen und Newcomer entdecken, während man sich auf der Wiese davor die Sonne auf den Bauch scheinen lassen konnte. In diesem Jahr gab’s außerdem hohen Besuch aus dem Nachbarland: ARTE Concert hat zum ersten Mal Kamerateams auf und vor den Bühnen verteilt und ausgewählte Auftritte live gestreamt.
FREITAG
Der Freitag fing für mich bereits gut an mit den entspannt aber tanzbaren Sounds von J. Bernardt. Die ersten Besucher springen hier schon auf und ab und so groovt sich der Freitag sehr gut ein, für das fulminante Spektakel das noch kommen mag. Der Headliner SOHN liefert einen Auftritt ab, der mir noch jetzt im Kopf hin- und herspukt. Nicht nur die Lightshow auf der Fackelbühne erinnerte an einen gediegenen Electroclub, sondern auch die Stimmung und natürlich die Musik. Der Engländer überzeugte mich live noch mehr als auf Platte. Seine soulige Stimme und die Post-Dubstep Mukke waren für mich definitiv eines der Highlights des gesamten Festivals.
Weiter ging es mit den Austropop-Gspusis von Bilderbuch, die das Palastzelt in eine Mischung aus riesigem Sneakerstore und Gospelkirche verwandelten. Das Publikum, inklusive mir, rasteten nicht nur bei den Hits wie „Baba“ oder „Bungalow“ aus, sondern tanzte die kompletten 1 1/2 Stunden durch, bis die Schweißtropfen perlten. Zum Abschluss gab es dann noch eine Electrodusche vom Feinsten mit Trentemøller aus Dänemark, der jedoch stimmungsmäßig nicht ganz mit seinen Vorgängern SOHN und Bilderbuch mithalten konnte.
SAMSTAG
Der erste Auftritt des zweiten Tages war für mich gleich einer, der mich ebenfalls geflasht hat: Dan Owen. Der 25-jährige Singer-Songwriter mit der kraftvollen Stimme hat ein Repertoire aus Rockpop, Folk und Blues hingelegt, das sich gewaschen hat. Ich bin mir sicher, dass aus ihm noch etwas ganz Großes wird, also bitte Namen merken und anhören! Im Anschluss ging es weiter mit dem Zauber-Comedy Duo Siegfried und Joy, die eine erfrischende Mischung aus ernsthafter Zaubershow und satirischer Auseinandersetzung mit üblichen Magiershows abgeliefert haben.
Danach war es für mich auch schon Zeit für den ersten Headliner Metronomy, den ich nun schon zum dritten Mal live genießen konnte. In perfekter Miami Vice Kluft spielten die Engländer ein Gute-Laune Konzert mit beeindruckender Lightshow. Hier blieb definitiv kein Tanzbein ruhig. Die Landsfrau Kate Tempest hatte anschließend die Fackelbühne komplett unter Kontrolle mit ihrer Mischung aus Rap und Poetry Slam, wurde mir jedoch nach zehn Minuten mit ihrer gerappten Daueranklage tatsächlich zu anstrengend, sodass ich erstmal im Parcours d’Amour Luft holen musste.
Den imposanten Abschluss bildeten dann die Berliner von Moderat. Das Trio, bestehend aus Musiker Apparat und dem DJ Duo Modeselektor, haute alles weg, was im Palastzelt stand. Hier trafen Electro und pulsierende Beats auf melodischen Gesang mit E-Gitarre, dazu sorgten die perfekt auf die Musik abgestimmten Visuals für massenhaft staunende Gesichter und eine ausrastende Menge. Schweißgebadet und mit offenem Mund verließ ich das Zelt am Samstagabend, so wie sich das gehört! Das Derby hat mit Moderat einen echten Volltreffer gelandet und muss sich mit derartigen Acts vor keinem großen Festival verstecken.
SONNTAG
Den letzten Festivaltag ließ ich persönlich gemütlich ausklingen und konzentrierte mich auf die großartige Essens- und Getränkeauswahl. Neben Locals wie Leaf Food, Glück & Verstand, SOI 39 oder der Kombüse sorgten auch der leckere Currywurststand oder das Handbrotzelt für gefüllte Mägen und glückliche Gesichter weit und breit. Wer sich dann noch einen Pfälzer Wein oder ein regionales Craft-Beer gönnte, hatte schon fast den Eindruck, auf einem Street-Food-Markt zu sein.
Auf die Ohren und Augen gab’s für mich die Derby-Ausgabe der Fuck-Up Nights mit interessanten und lustigen Anekdoten übers Scheitern von bekannten Gesichtern aus Mannheim sowie den chilligen Auftritt von Primal Scream, die eine gehörige Portion Psychedelic Rock auf die Fackelbühne brachten. Der letzte Headliner Slowdive war mir persönlich etwas zu eintönig, sodass ich die angenehmen Sonnenstrahlen auf dem Festivalgelände genoß und mit einem kühlen Bier auf dieses wunderbare Festival anstieß! In diesem Sinne: Prost und auf nächstes Jahr, liebstes Maifeld Derby!
Alle Fotos ohne Copyrightangabe: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)
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