„Sur le ciel de Paris“ – über den Dächern von Paris singt Zaz im zweiten Song bei ihrem Konzert im Rosengarten am vergangenem Dienstag. Mich und auch das restliche Publikum hat sie damit bereits nach wenigen Songs mit ihrem französischem Charme und ihrer markanten Stimme in ihren Bann gezogen. Auch wenn sie zwischen den Songs französisch in der für ihre Landsleute typischen Lichtgeschwindigkeit spricht und sich im Publikum teils fragende Blicke treffen, ist jeder der Konzertbesucher von dem kleinen Energiebündel begeistert, klatscht im Rhythmus und singt dazu mit.
Ich selbst hatte während meines Studiums das Glück, ein Auslandssemester in Paris verbringen zu dürfen. Die Liebe zur Stadt, der Zaz sogar ihr komplettes letztes Album Paris gewidmet hat, ist zugegeben auch bei mir ungebrochen. 2010 brachte Zaz kurz nachdem ich in Paris angekommen war, ihr erstes Album heraus und fortan erkundete ich mit ihrer Stimme im Ohr die Pariser Straßen. Beim Konzert schießen mir deshalb sofort unzählige schöne Erinnerungen in den Kopf und ich fühle mich wie zurückversetzt in der Zeit.
Kommen wir aber zurück zum Konzert. Abgesehen von der 8-köpfigen Band, bei der insbesondere die zwei Trompeter und der Gitarrist hervorstechen, ist das Bühnenbild angekommen im 21 Jahrhundert. Im Hintergrund werden die Dächer von Paris mit Projektionen beleuchtet, während gleichzeitig dazu passende stimmungsvolle Videos ablaufen. Bei jedem Song wandelt sich auch das Bühnenbild: bei „Dans ma rue“ baut sich Stück für Stück auf dem riesengroßen Bühnenvorhang, der die gesamte Bühne in Höhe und Breite einnimmt, eine bei Nacht beleuchtete Pariser Straße mit ihren nostalgischen alten Lampen auf.
Wirklich beeindruckend ist auch mit welcher Leidenschaft und Energie Zaz trotz einer leichten Verletzung an ihrer rechten Hand in immer wechselnden Outfits über die Bühne fegt. Begleitet wird sie hierbei mal von ruhigen akustischen Gitarren, ein anderes Mal von einer dominanten E-Gitarre und elektrisierenden Synthesizerklängen vom Keyboard. Mir persönlich gefallen dabei die ruhigeren Klänge besser als die Lauten, das Publikum ist jedoch von beiden Seiten der Musikerin Zaz euphorisiert und klatscht fast bei jedem Lied im Rhythmus mit. Fest steht auf jeden Fall: Zaz kann beides, laut und leise, Pop und Chansons.
Während der letzten Songs schießt mir bei diesem insgesamt beeindruckenden Konzerterlebnis ein Zitat von Hemingway durch den Kopf, der selbst wie auch ich lange Zeit in Paris lebte: “If you are lucky enough to have lived in Paris as a young man, then wherever you go for the rest of your life, it stays with you, for Paris is a moveable feast.” Mit diesem Gefühl verlasse ich nach knapp 2 Stunden Konzertpower von Zaz glücklich den Konzertsaal und begebe mich hinaus auf die leuchtenden Straßen Mannheims.
Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)