Alice im Wunderland – es gibt kaum jemanden, der die legendäre Geschichte von Lewis Carroll nicht kennt. Was eigentlich als Kinderbuch gedacht war, fasziniert insbesondere auch Erwachsene wegen der kuriosen, lustigen und märchenhaften Figuren und Geschichten und hat nun die Heidelberger Gastronomen vom NEO Restaurant und dem Palais Prinz Carl zu einem Pop-Restaurant namens stories inspiriert, das es in derartiger Form so in der Region noch nicht gibt.
Der Name stories könnte nicht treffender sein, denn hier geht es tatsächlich um die Geschichte von Alice im Wunderland, die vom Koch-Team um Max Krause und Damian Fürbass kulinarisch umgesetzt und zelebriert wird. Obwohl ich jahrelang in Heidelberg direkt um die Ecke des Palais Prinz Carl studiert habe, war ich tatsächlich noch nie im Inneren des ehemaligen Grand Hotels. Hier haben bereits Goethe, Mark Twain und Jules Verne gewohnt – ein wirklich historischer Ort also, der zur Zeit eben das stories beherbergt. Schon von außen fällt mir die rötliche Beleuchtung auf und so kann ich einen ersten Blick ins pompöse Innere erhaschen: ich sehe Kronleuchter, viele Kerzen und große Blumenbouquets.
Beim Betreten des Vorraums zum Palais erwartet Sebastian, Tim und mich erstmal ein abgedunkelter Raum, der mich sofort an Alice im Wunderland erinnert. Kleine und große Figuren wie Kaninchen und Hasen sowie griechische Statuen und kleine weiße Tische und Stühle begrüßen uns. Der gesamte Raum ist mit Grünpflanzen und Kunstrasen dekoriert, es gibt eine Bar, an der wir uns spannende Apéritifs und weitere Getränke bestellen. Außerdem bekommen wir gleich zu Beginn einen Schlüssel mit einer Spielkarte ausgehändigt, mit der Bitte, den Schlüssel bis später aufzuheben, denn wir würden ihn noch gebrauchen.
Schließlich ertönt Musik und wir werden zu unserem Tisch im Palais geführt. Der ganze Palais ist sowie schon architektonisch sehr beeindruckend, doch die Dekoration und Beleuchtung für stories trägt noch weiter dazu bei, den Saal wirken zu lassen. Die Tische sind rundlich und in Gruppen angeordnet, auf den Tischen befinden sich kleine Karten mit Zitaten aus Alice im Wunderland, viele Kerzen und Kartenspiel-Muster – wer Alice im Wunderland gelesen hat, weiß natürlich sofort Bescheid: dies ist eine Anspielung auf den Herzkönig und die Herzkönigin.
Auf den Tischen stehen außerdem verschiedene Ausgaben von Alice im Wunderland, sodass ich zwischen den Gängen immer mal wieder ein paar kurze Passagen im Buch lese. Im Hintergrund läuft softe Musik, die zwischendurch von Zitaten aus dem Buch unterbrochen wird, um so die Gänge anzukündigen. Zu jedem Gang wird uns eine Weinbegleitung empfohlen, die ebenfalls sehr erlesen ist. Hier wechseln sich regionale Weine, z.B. ein Weißer Burgunder vom Weingut Kuhn aus der Pfalz oder ein Auxerrois vom Weingut Klumpp aus Bruchsal mit internationalen Weinen wie einem Barbera d’Asti „Tre Roveri“ von Pico Maccario aus dem Piemont ab. Und so geht es auch schon los mit dem ersten Gang – wahlweise vegetarisch oder mit Fleisch bzw. Fisch. Wer mutig ist, schaut erst nach dem Essen auf die Karten, die jeden Gang erklären und gibt sich ganz seinen Geschmacksnerven hin.
Zur Begrüßung starten wir mit dem „Waldboden“, sozusagen Alices Fall ins Kaninchenloch und der ersten Kontakt mit dem Wunderland. Dahinter verbirgt sich die nicht nur optisch sondern auch geschmacklich sehr ansprechende Kombination aus Steinpilz, Tramezzini und Salbei. Danach folgt „Eat me – drink me“, also das Getränk, was Alice in der Geschichte zum Schrumpfen und Wachsen führt. Es erwartet uns Morchel, Kaninchen bzw. Spargel, Blätterteig, Gemüse und ein Drink. Hier kommt nun auch der Schlüssel zum Einsatz, der ein Flaschenöffner für das Getränk ist.
Als zweiten Gang bekommen wir „Obsolent“, eine Kombination aus Champignon, Bodensee-Aal, Forelle bzw. Mandel-Ziegenkäse-Panna Cotta und Edamame für die Vegetarier sowie Granny Smith und Apfel-(Speck-)Chip. Geschmacklich ist jeder Gang auf jeden Fall sehr aufregend, gerade die Kombination aus unterschiedlichen Konsistenzen ist hier immer sehr interessant und anregend. Was wäre Alice im Wunderland ohne die „Teerunde“? Die kommt nun auch direkt als Zwischenspiel. Hier gibt es Shi I Take, Zigarre, (Tomaten-)Consommé, Liebstöckel und Scones, das alles wird stilecht in unterschiedlichen Teetassen serviert. Dieser Gang hat mir persönlich am besten geschmeckt, insbesondere die Scones in Kombination mit dem Consommé waren wirklich fabelhaft!
Als nächster Hauptgang folgte „Ab mit dem Kopf“, was bedeutet: Trüffel, Wachtel, Cranberry, Blumenkohl-Trüffel-„Hirn“, Gemüse und Comté-Praline, für die Vegetarier gab es statt Wachtel Trüffelpasta mit Spargel. Gerade die Fleischvariante ist für einige Vegetarier sicherlich gewöhnungsbedürftig, trotzdem war die Trüffelpasta sehr lecker und spannend geschmacklich. Als Zwischenspiel folgte ein weiteres persönliches Highlight: „Dideldei & Dideldum“: Enoki-Pilze, Topinambur-Hummus, Schweinebauch bzw. Tofu, Süss-Saures-Gemüse, Erdnüsse, Wasabi-Gurke-Passionsfruch-Sorbet, Endivie und Eigelb. Als Dessert gab es schließlich eine sehr geschmackvolle „Rose“, das tatsächlich aussah wie eine Rose und wohinter sich ein Schokoladen-Brownie mit Pistazien-Baiser, weißem Schokomousse, Nüssen und Karamell sowie Rosenwasser verbarg.
Nach so vielen Geschmackseindrücken aus dem kulinarischen Wunderland waren wir nicht nur satt, sondern auch wirklich beeindruckt von dem an jeder Stelle durchdachten Pop-Up Konzept. Wer einen ganz besonderen Abend verbringen möchte, ist hier jedenfalls richtig. Wir sind außerdem schon gespannt auf das nächste Pop-Up Projekt aus dieser Feder, das sicherlich folgen wird! In diesem Sinne sagen wir: hinab ins Kaninchenloch!
Fotos: Sebastian Weindel (https://www.sebastian-weindel.de/)
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Kornmarkt 1
69117 Heidelberg
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