N ur wenige deutsche Musiker schaffen es mit ihren Texten zu berühren ohne Klischees zu bedienen, die Mentalität einer ganzen Generation zu erfassen und dabei Persönlichkeit zu zeigen. Max Giesinger spricht mit seiner Musik aus dem Herzen und zu den Herzen vieler und bleibt dabei ganz bodenständig.
Gemeinsam mit Bianca und Sarina hatte ich das Vergnügen, den sympathischen „Jungen, der nie bleibt“ auf einem seiner Konzerte zu treffen und mit ihm unter anderem über seine Zeit in Mannheim, skurrile Erlebnisse und sein neuestes Album, „Der Junge, der rennt“, zu sprechen.
Erst „Laufen lernen“, dann „der Junge, der rennt“: Du scheinst ja ganz gerne in Bewegung zu sein. Wo genau rennst du denn hin oder rennst du vielleicht vor etwas davon?
Max: Bei der zweiten Platte trifft tatsächlich beides zu. Ich stehe irgendwie darauf, die Orte und meine Umgebung zu wechseln weil ich dadurch immer wieder neue Kreativität erfahre. Ich habe in Mannheim ganz, ganz viele Songs geschrieben und bin dann nach Hamburg gegangen, um dort zu schreiben. Dabei habe ich gemerkt, was eine Stadt in künstlerischen Belangen so mit einem macht. Ich bin auch so ein Typ, der sich relativ schlecht entscheiden kann. Ich glaube, das ist gerade auch typisch für unsere Generation und auch Hauptbestandteil der aktuellen Platte. Ich singe ja bei „der Junge, der rennt“: „Würde mich so gern entscheiden, bin der Junge, der rennt“. Also es ist irgendwie ein Wegrennen aber auch so ein nicht richtig Ankommen wollen, zumindest jetzt erst mal. Vielleicht kann das in fünf Jahren auch anders sein aber momentan fühlt sich dieser Lebensstil nicht schlecht an.
Du hast es ja auch schon angesprochen: Du hast deine Umgebung oft gewechselt und hast für eine Weile in Mannheim gelebt, bist dann nach Hamburg und auch Berlin war unter anderem ein Stopp. Welchen dieser Orte würdest du für dich als Heimat bezeichnen?
Max: Also Karlsruhe und Mannheim sind schon gleichermaßen Heimat. Wenn ich hier in Mannheim ankomme, fühlt sich das wie zu Hause an. Man kennt jede Ecke und wenn man ein paar Meter läuft, trifft man in der Regel auf bekannte Gesichter. Das mag ich so an Mannheim, die Größe der Stadt finde ich sehr charmant. In Millionenstädten gibt es eben diesen Hang zur Anonymität. Es kommt ganz darauf an, was man in dem Moment will. Ich finde vor allem auch das Klima super. Die letzten zwei Tage, die wir hier verbracht haben – wir waren jetzt zwei Wochen auf Tour und haben keinen Sonnenstrahl gesehen – hatten wir hier in Mannheim bestes Wetter. Und ich mag auch den Menschenschlag: Hier findet man ehrliche, kernige Menschen, die einem nichts vormachen. Wenn man hier jemanden kennenlernt, ist das glaube ich ein Freund fürs Leben.
Was sind deine Lieblingsorte hier in Mannheim? Was darf man nicht verpassen?
Max: Also was ich natürlich oft mache, ist durch den Jungbusch zu laufen. Da habe ich ja auch gewohnt und mein Bassist hat dort eine Bar – das Hagestolz. Da gehen wir abends dann gerne noch auf einen Drink raus. Wenn ich mal ein bisschen länger da bin, fahre ich auch gerne zu den Rheinterrassen raus oder laufe am Neckar. Gerade bei der alten Feuerwache hole ich mir gerne mal ein Schnitzel und hänge da ab. Also ich bin hier eigentlich sehr gerne unterwegs.
Was ist das bisher lustigste oder außergewöhnlichste Erlebnis der Tour?
Max: Eine gute Frage. Ich schone mich ja mittlerweile sehr wenn wir auf Tour sind. Früher auf den anderen Touren sind wir gerne noch nach dem Konzert durch die Städte gezogen und sind auch gerne mal bis um 4 Uhr morgens in einer Bar hängengeblieben. Irgendwann wird man dann aber doch so ein Stück weit erwachsener und hat auf jeder Party schon einmal getanzt. Mir ist es eigentlich sehr viel wichtiger geworden, dass ich auf den Konzerten 100% am Start bin und ich meine Stimme schone. Ich bin eigentlich so der „Tour-Spießer“ und gehe als erstes ins Bett – das heißt auf dieser Tour ist noch nicht so viel passiert.
Und auf den früheren Konzerten? Schon einmal Unterwäsche auf der Bühne gehabt?
Max: Ja, das gabs tatsächlich auch schon. Mir ist sogar schon Unterwäsche auf der Gitarre hängen geblieben oder es sind auch schon Mädels auf die Idee gekommen bei einem ganz traurigen, melancholischen Song – ich war auch in dem Moment total ergriffen von der Story – mit Konfetti zu werfen. Und dann habe ich mich auch schon einmal kurz vor der Show in einer Toilette eingeschlossen. Da hing ich dann irgendwie fest und habe leicht Panik bekommen, weil schon die Musik vom Intro losging, hat dann aber doch noch pünktlich geklappt.
Ich habe gelesen, dass du dein letztes Album in einem kleinen Rentnerort produziert hast. Wie waren die Vibes dort?
Max: Also geschrieben habe ich das Album im Jungbusch hier in Mannheim. Zum Produzieren der Platte bin ich dann an die Ostsee gefahren. Mir war es wichtig dafür etwas aus der Stadt und der gewohnten Umgebung rauszukommen. In dem Ort selbst konnte man eigentlich gar nichts machen, da hat man sich vollkommen auf die Musik konzentriert, weil jede Bar geschlossen hatte und es so gut wie keine Menschen gab. Ich habe dann zwei Wochen lang echt nur meinen Produzenten gesehen und wir waren irgendwann dann vollkommen aufeinander eingespielt. Das hat super geklappt und man hat mal den Kopf frei bekommen.
Fotos: Sarina Kullmann (http://www.sarinakullmann.de/)
P.S. Noch mehr Fotos zum Konzert findet ihr beim Artikel von unserer Fotografin Sarina Kullmann: Fotos Konzert Max Giesinger und wer Max Giesinger in Mannheim verpasst hat, bekommt im Juni beim grandiosen 2. Zeltfestival nochmal die Chance!