Es ist ein dunkler, kalter Novemberabend als ich durch die recht menschenleeren Quadrate radel, auf dem Weg zum Restaurant „Der Bock“. Das warme Licht des Ladens lädt sofort ein, wirkt fast magisch anziehend – dabei weiß ich zu diesem Moment noch gar nichts von den Genuss-Zaubereien, die mich drinnen erwarten.
Die Inhaberinnen, zwei gebürtige Neckarstädterinnen strahlen mir beim Betreten des Restaurants entgegen und ich fühle mich sofort willkommen. Hinzukommt das angenehme Ambiente im Inneren des Restaurants: rustikale Holztische und eine Theke, die modern lackiert sind – man mag das Konzept der Nachhaltigkeit, „Aus alt mach neu!“.
Die neuen Besitzerinnen, insgesamt drei an der Zahl, bestehend aus den beiden Schwestern und ihrer Tante, haben das Restaurant im Sommer letzen Jahres übernommen und in Eigenarbeit acht Wochen lang den „alten“ Bock modernisiert – mit Bravour! Der neue Bock bietet eine fast schon heimische Atmosphäre, denn hier wird mit Liebe zum Detail dekoriert, was ich alleine schon an den frischen Blumen auf den Tischen erkennen kann.
Nach einer kurzen Erkundungsrunde durch das Restaurant lassen Sebastian, Tim, Johanna und ich uns an einem Ecktisch nieder und widmen uns der Speisekarte. Auch hier sticht das „Bock-Prinzip“ durch: die Karte ist selbstgemacht. Sie erscheint jeden Donnerstag neu und gilt jeweils für eine Woche. Fünf liebevoll, fast schon poetisch formulierte Gerichte versprechen nicht nur eine kulinarische Reise, sondern machen es einem derart schwer, eine Entscheidung zu treffen. Zwei von uns entscheiden sich für den herbstlich bunt gefüllten Hokkaido-Kürbis, ich selbst wähle die Sauerkraut Ravioli mit Dreierlei Fisch an einer Weißwein-Zitronen-Kapern-Soße und der vierte von uns hat sich die Gänsebrust mit Zitronenkusskuss rausgesucht.
Anstatt gespannt aufs Essen warten zu müssen, werden wir mit einem Gruß aus der Küche bestehend aus einer Feigen-Walnuss-Butter mit normalem und Sepia-haltigem Baguette schon mal auf den weiteren Abend eingestimmt. Wenig später folgt ein Antipasti-Vorspeisenteller mit Butternut an Tapenade aus schwarzen Oliven, hausgebeiztem Bonito, Gänselebermousse, Artischockencreme und kleinem Salat aus Granatapfel, Radiccio und Fenchel – köstlich!
Und dann ist es soweit, die drei Hauptgerichte werden serviert: was ein Hingucker das alleine schon ist, die Speisen sind einfach super schön und ansprechend angerichtet – das Auge isst hier besonders gerne mit! Es herrscht ein kurzer Moment der Stille und dann geht es auch schon los mit Ausrufen wie, „Wow, ist das lecker!“ oder „Boah, das müsst ihr probieren!“.
Es folgt ein reger Austausch aller Speisen über den eigenen Teller hinweg, darauffolgend wieder Stille, Genuss-Momente – dieses Essen muss man einfach genießen! Erfrischende Getränkebegleiter waren besonders ausgewählte Biere: ein karamelliges Maulbrunner Klösterbräu, ein klassisches Faust Pils und ein fruchtiges Hopfenstopfer „Incredible Pale Ale“. Zum süßen Abschluss werden wir von einem Walnuss-Parfait an Pflaumensoße mit getrockneten Rosenblättern und weißen Schoko-Raspeln verzaubert.
Das Essen im Bock ist mit so viel Kreativität und Liebe zubereitet und gestaltet, alle Zutaten sind frisch und werden, wenn möglich aus der Region bezogen. Der Service ist freundlich und absolut aufmerksam, fast schon familiär als wäre man bei Verwandten zuhause. Der Bock bietet alles, was man für einen schönen Abend mit gutem Essen braucht – es lohnt sich, ihn kennenzulernen!
Ein besonderer Hinweis noch zum Schluss: Der Bock beherbergt eine geheime Ruheoase für laue Sommernächte mitten in den Innenhöfen des I-Quadrates, umgeben von Bambussträuchern und Obstbäumen.
Lieber Bock, ich komme wieder – spätestens zur nächsten Biergartensaison! Erfahrt in unserem Interview mit den drei Inhaberinnen noch mehr über die interessante Geschichte und Tradition des Bocks und lasst euch überraschen, woher sie ihre Inspiration beim Kochen nehmen.
Wie kommt man zu einem „Bock“ in Mannheim?
Das Restaurant „Der Bock“ gibt es schon seit 1876 in Mannheim und wir haben ihn letztes Jahr im August 2015 übernommen. Den Namen haben wir beibehalten, weil wir die Geschichte des Bocks nicht zu Ende gehen lassen wollten. Und ein Restaurant in Mannheim zu eröffnen, hat einfach Sinn gemacht, weil wir selbst auch gebürtige Mannheimerinnen sind. Es war uns somit eine Ehre, einer solch traditionsreichen Gaststätte zu neuem Schwung zu verhelfen.
Was ist eure(r) Philosophie/Konzept/Mission?
Wir arbeiten in unserem Restaurant nach dem „Bock-Prinzip“, das heißt, wir stellen alles, wenn möglich, selbst her, wie zum Beispiel Pasta, Knödel, aber auch gebeizten Thunfisch oder hausgemachten Ketchup. Bei der Herstellung und Verarbeitung achten wir auch auf Nachhaltigkeit, also wir wollen so wenig wie möglich Abfall verursachen und verwerten auch viel wieder.
Woher bezieht ihr eure Lebensmittel?
Wir beziehen unsere Zutaten und Weine aus der Region, also wenn dies möglich ist – bei asiatischem Gemüse ist das zum Beispiel recht schwierig. Außerdem achten wir bei der Wahl unseres Fleisches auf artgerechte Tierhaltung.
Woher nehmt ihr eure Inspiration beim Kochen?
Auch hier gibt es ein „Bock-Prinzip“: Wir kochen, was uns Spaß macht! Das sieht man auch daran, dass wir jede Woche die Speisekarte wechseln und diese klein halten. Dabei wechselt wirklich die komplette Karte, also alle Hauptspeisen, aber auch die Vorspeisen und Desserts. Inspiration nehmen wir echt von überall her: Oft sind es die Lebensmittel selbst, die uns anlachen, ob im Punjabi-Shop, im Thailaden, beim türkischen Lebensmittelhändler oder auf dem Markt. Darüber hinaus bilden traditionelle Rezepte und die Offenheit großer Köche wie zum Beispiel Ferran Adriá das Herz unseres Schaffens. Ja, unsere Küche ist kreativ, sozusagen ein „Freestyle“ aus allem, was uns gefällt und dennoch gehen wir mit größtmöglicher Fürsorge auf die Belange unserer Gäste ein. Für beispielsweise Menschen mit einer Gluten- oder Laktoseunverträglichkeit bieten wir immer spezielle Ausweichmöglichkeiten an – einfach aus dem Grund, dass jeder bei uns zum Essen kommen kann.
Ihr betreibt zusätzlich zum Restaurant noch einen Catering-Service – könnt ihr darüber etwas sagen?
Unseren Catering gibt es schon etwas länger als unser Restaurant. Dieser Catering-Service ist etwas ganz Besonderes, denn wir liefern nicht nur das Essen, sondern auch alles drum herum – Teller, Besteck, Dekoration und Weine etc. Wir kochen für private Feste, große Hochzeiten und ganze Firmenevents in der Region.
Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)
Stand Juni 2018: Der Bock hat leider geschlossen!
Der Bock I 7, 3
68159 Mannheim
Telefon: 0176 66453692
Straßenbahn: 2
Haltestelle: MVV Hochhaus
Öffnungszeiten:
Mo: Geschlossen
Di + Mi: 12:00 – 17:00
Do + Fr: 12:00 – 17:00 19:00 – 00:00
Sa: 19:00 –01:00
So: 14:00 – 22:00