Die Deutschen und das Bier gehören zusammen wie die Italiener und die Pasta. Kopfkino an: Biergarten, Bierbauch, Lederhosen. Soweit das Klischee. Doch seit einiger Zeit wurde das Image von Bier generalüberholt und der Begriff Craft Beer ist aufgetaucht. Es geht nun nicht mehr nur um maßlosen Bierkonsum, sondern um Genuss und Vielfalt. Auch ich bin großer Bier-Fan und trinke lieber 5 Flaschen Bier als eine Flasche Wein. Die Craft Beer Bewegung ist seit letztem Jahr auch in Mannheim angekommen. Denn mit dem Taproom haben wir nun eine wunderbare Craft-Beer-Bar im Jungbusch.
Der Taproom liegt in einer Seitenstraße der belebten Jungbuschstraße und wirkt auf mich im ersten Moment wie eine klassische Bar: eine schlichte aber schöne Holztheke mit schwarzen Barhockern, kleine Tische mit gemütlichen Stühlen und moderne Lampen im Industrielook an der Decke. Doch natürlich dreht sich hier alles ums Bier. Das Herzstück der Bar sticht mir direkt ins Auge: die Taps, nach denen die Bar benannt ist. Taps sind die Zapfhähne, aus denen das leckere Fassbier direkt hinter der Theke gezapft wird.
Die Taps im Taproom sind nicht einfach gewöhnliche Zapfhähne, sondern jeder einzelne ist individuell gestaltet – vom Retro-Telefonhörer über den Nintendo-Controller und der Fahrradkette bis zum Kegel ist hier so einiges vertreten. So langsam wird es Zeit für mich, endlich ein Bier aus der großen Auswahl zu probieren. Inhaber Ben Vivell beschließt, dass Fotograf Sebastian und ich mindestens vier Biere pro Kopf testen müssen – jetzt werde ich auch noch zum Trinken bei der Arbeit verleitet! Es gibt schlimmeres…
Während Ben uns unsere flüssige Mahlzeit zubereitet, erklärt er mir, dass sie regelmäßig ihre Biersorten wechseln, damit es für den Bierdurstigen nie langweilig wird. So gibt es im Taproom 24 Biere von der Flasche und 12 vom Fass. Wenn eines der Fässer leer ist, kommt eine neue Sorte dran. Auch ein glutenfreies Bier haben sie im Sortiment.
Als Ben uns unser Bier-Test-Set auf einem Holztablett serviert, bin ich fasziniert, wie unterschiedlich die verschiedenen Biere bereits optisch sind. Damit wir auch wissen, was wir trinken, hat Ben uns kleine Schiefertafeln dazu gestellt, auf denen die Namen der Biere stehen. Die Biere unterscheiden sich auch im Geschmack sehr stark, manche schmecken regelrecht nach Schokolade, andere eher fruchtig und manche sind sehr herb und bitter oder sogar sauer. Mein Favorit war Millionaire vom Fass, ich mochte den schokoladig-herben Geschmack. Für Schokoladenfans wie mich ist das das perfekte Bier!
Nachdem ich die Hälfte der Biere getrunken habe, meldet sich mein hungriger Magen zu Wort. Wie passend, dass es seit Kurzem im Taproom nun auch eine kleine aber feine Auswahl an Speisen gibt. Sebastian und ich probieren den Pulled-Pork Sandwich und das vegetarische San Diego Chili mit Cheddar und Sour Cream und sind vom Geschmack sehr begeistert. Oft überzeugt mich das Essen in Bars nicht sonderlich, aber hier kann man es sich wirklich schmecken lassen, wenn der kleine oder große Hunger kommt.
Ich bin wirklich begeistert von der Vielfältigkeit der verschiedenen Biersorten. Ben und sein Co-Inhaber Brandon stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung und helfen gerne weiter, wenn die große Auswahl überfordert. Der Taproom ist nicht nur die perfekte Bar für einen entspannten Abend, sondern lädt im Sommer ab sofort auch in ihren „Urban Biergarten“ vor der Tür ein – ohne Grün, dafür mit waschechter Mannheimer Stadtatmosphäre.
Lest in unserem spannenden Interview, was Ben vom Craft-Beer-Hype hält, welche anderen Craft-Beer-Bars er super findet und welches Bier er Craft-Beer-Einsteigern empfiehlt.
Wie kamt Ihr auf die Idee, eine Craft-Beer Bar zu eröffnen? Was habt Ihr vorher gemacht?
Ben: Ich habe vorher in einer Unternehmensberatung gearbeitet, bei der ich auch viel im Ausland war. Dort habe ich das Thema Craft-Beer entdeckt. In Amerika und England z.B. gibt es Craft-Beer mittlerweile fast überall. So habe ich angefangen, mich durchzuprobieren – und dann auch selber Bier zu brauen. Leider gab es in Mannheim und Umgebung nirgends eine Bar, in der man Craft-Beer vom Fass bekommen konnte.
Mein Kumpel Brandon kommt ursprünglich aus Hawaii und hat drei Jahre lang in Paris in einer Craft-Beer-Bar gearbeitet. Auch ihm hat in Mannheim der Zugang zu gutem Bier gefehlt. So entstand Schritt für Schritt die Idee des Taproom: Ein entspannter Ort mit permanent wechselnder Auswahl an Fassbieren.
Was fasziniert Euch an Bier?
Ben: Die Vielfalt. Die Bandbreite ist riesig, von sauer bis süßlich, von bitter bis fruchtig. Es ist ein super kreatives Getränk, weil sich die neuen Brauer immer etwas Neues einfallen lassen.
Gibt es ein Getränk, das Du noch lieber magst als Bier?
Ben: (Lacht) Nein!
Aktuell ist Craft-Beer in aller Munde. Denkst Du, dass das nur ein Hype ist, der wieder abflaut?
Das glaube ich ganz und gar nicht. Ich habe in anderen Ländern gesehen, wie sich Craft-Beer etabliert hat und seit einigen Jahren zur Trinkkultur dazugehört. Bier ist ein zeitloses Getränk, die Leute mögen einfach immer Bier. Craft-Beer erweitert die Bandbreite erheblich. Letztlich ist es dennoch ein Nischenprodukt. Vor allem wegen den Preisen, denn ein junger Brauer, der alles selber macht, kann mit den großen Industriebrauereien preislich nicht mithalten. Auch wegen der Zutaten, denn in vielen Craft Bieren sind exotische Hopfen drin, die deutlich teurer sind als die Standardsorten. Aber ich bin davon überzeugt, dass es immer mehr Leute geben wird, die den Geschmack und die Vielfalt genauso lieben wie wir.
Welche Craft-Beer-Bar außerhalb Mannheims, vielleicht auch außerhalb Deutschlands, kannst Du empfehlen?
Im deutschen Raum gibt es in Berlin z.B. das Hopfenreich. Wenn ihr also mal in Berlin seid, geht unbedingt dorthin. Die Monterey Bar in Berlin ist aber auch immer einen Besuch wert. In Hamburg wären da Ratsherren oder das Alte Mädchen und in München das Taphouse mit 40 Bieren vom Fass. Über die deutschen Grenzen hinaus ist Mikkeller in Kopenhagen eine tolle Adresse, sie setzen die Standards. In Frankreich gibt es in Paris z.B. das La Fin Mousse, wo mein Partner Brandon zuvor gearbeitet hat.
Welches Bier empfiehlst du Craft-Beer-Einsteigern und welches Bier ist Dein aktueller Favorit?
Einsteigern empfehle ich Biere, die nicht so extrem sind. Ein Pale Ale oder Stout würde sich dazu eignen. Gefragt sind zwar aktuell IPAs, aber ich würde lieber erst einmal mit einem Pale Ale starten. Da ist weniger Hopfen drin, weshalb sie nicht so bitter sind wie IPAs. Fruchtbiere eignen sich natürlich auch immer. Ich persönlich trinke aktuell super gerne Sauerbiere. Für Sauerbiere muss man sich aber erstmal „eintrinken“ und einen Geschmack dafür entwickeln, die sind eher nichts für Einsteiger.
Vervollständige den Satz: Mannheim verhält sich zu Bier wie…
(Lacht) Klingt vielleicht etwas extrem aber vielleicht wie Oberbayern zu Chardonnay?
Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)
Besucht die Homepage:
www.taproomjungbusch.de
Taproom Jungbusch
Beilstraße 4
68159 Mannheim
Tel.: 0621-31958881
Email: info@taproomjungbusch.de
Öffnungszeiten:
Mi.-Do. 17.00-00.00
Fr.-Sa. 17.00-02.00
So. 17.00-00.00
Straßenbahn: 2
Haltestelle: Dalbergstraße
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