Ich stehe unter der Dusche. In meinem Kopf sind sie wieder, die Zeilen. Plötzlich und ganz unvermittelt: „Und mein Kopf schreit ‚Hey‘. Und der Mond und der Mond lacht über uns.“ Auf meinem Arm steht in großen schwarzen Buchstaben ihr Name: Mine. Das Konzert ist vorbei, aber ihre Texte lassen einen nicht los. Ich erinnere mich zurück.
MINE ist sowohl der Name der Band als auch Kurzform und Kosename von Sängerin Jasmin. Die Mainzerin verbindet mit Mannheim viel. Schließlich startete sie an der Mannheimer Popakademie ihre Karriere. Mitte April erschien das neues MINE-Album „Das Ziel ist im Weg“. Derzeit befindet sich die Band auf Release-Tour durch die Republik.
Am vergangenen Donnerstag, den 12. Mai, beehrte uns die sympathische Ausnahmekünstlerin mit Schirm, Charme und Band in der Alten Feuerwache Mannheim. Als Vorband spielte Haller, der selbst auch zur Band MINE gehört. Haller und Mine singen beide auf Deutsch, aber fernab vom Mainstream. Es ist zwar deutscher Pop, aber mit vielfältigen Anleihen aus Folk, Hip Hop, Jazz und elektronischer Musik.
Wer MINEs Musik kennt, schätzt ihren Wortwitz und ihre Bildersprache. Anders als für viele Erwachsene ist Sprache für sie nicht nur Information, sondern auch Selbstausdruck und Spielwiese – und sie weiß nur zu gut, wie sie Emotionen in Metaphern verwandeln kann.
Wenn Haller und Mine wie aus einem Hals zusammen singen, ist Gänsehaut vorprogrammiert. Live klingt MINE sogar noch besser als auf Platte. Und nicht nur singen kann sie, auch am Omnichord und dem Guitarette, welches sie aufgrund der Form spaßeshalber ihren „Käsehobel“ nennt, macht sie eine gute Figur.
Ein ganz unvergessliches Highlight des Konzertes spielte sich aus Zuschauersicht in der linken Ecke der Bühne ab: Svenja Markert dolmetschte alle Lieder in Gebärdensprache. Die lautmalerischen Verse verwandelte sie eindrucksvoll in plastisch-anschauliche, mal lustig-unterhaltsame Bewegungen, so zum Beispiel die Verse: „Deine Hand in meinem Bauch und du spriest aus mir raus wie von selbst ausgesäht, vom Wind auf einem Pusteblumenfeld“.
Sie war neben der Musik der heimliche Star des Abends. Man kam einfach nicht umhin, ihr zuzusehen und selbst MINE gestand in einer Songpause: „Ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht die ganze Zeit zu ihr rüber sehe“. Markert hatte MINE für den Videodreh von ihrer aktuellen Single „Essig auf Zucker“ beigebracht, ihren Songtext in Gebärdensprache zu zeigen und MINE erklärte liebevoll am Abend, dass sie die „beste Lehrerin war, die man sich vorstellen kann“.
Beim Song „Der fliehende Robert„, eine Anspielung an die Geschichte vom fliegenden Robert im Struwwelpeter, hörte man zunächst eine knarzende Märchenstimme das Gedicht aufsagen, bevor mit LED-Lichterstäben durchzogene Schirme auf der Bühne rasant aufgespannt und wild gedreht wurden. Die leuchtenden Schirme drehten sich während des Lieds um die Wette.
MINE ist Künstlerin durch und durch. Den Anspruch den Zuschauer immer wieder aufs Neue zu überraschen, ist für sie ein künstlerisches Grundbedürfnis, auch in ihren fantasievoll bis skurril wirkenden Musikvideos. Dank der tollen Unterstützung von ihren Bandkollegen, Martin Haller (Gitarre, Synthesizer, Perkussion), Johannes Reinig (Geige, Vibrafon), Vroni Frisch (Bass) und Sebastian Kraus (Schlagzeug) wird die Musik zum akustischen Gesamtkunstwerk. Die Band scheint ihre Individualität aus einer niemals endenden Quelle von Ideen zu speisen, was man sowohl an der Textarbeit hören, als auch an der visuellen Umsetzung sehen kann. Wir sind gespannt, was MINE uns in Zukunft noch alles in schönen Silben auf dem Silbertablett präsentieren wird. Daher gibt’s von mir ganz klar einen „Daumen hoch“ und bis zum nächsten Mal.
Ihr habt Lust bekommen, MINE zu hören? Auf minemusik.de findet ihr alle Infos über die Künstlerin, könnt das neue Album „Das Ziel ist im Weg“ bestellen oder die Tourdaten einsehen. Wenn ihr Fotos von der Tour und Live-Snippets sehen wollt, gebt MINE auf Facebook auch ein Däumchen.