Mir sann uns wieder“ hatte Wanda am Ende des Konzertes auf dem Mannheimer Maifeld Derby verkündet – und Recht behalten. Bei ihrem ersten Konzert auf deutschem Boden hatten die Wiener Musiker schon die Herzen im Sturm erobert und waren verblüfft, dass die Menge bereits einige Texte mitsingen konnte. Mit dem bahnbrechenden Erfolg der darauffolgenden Monate hatte Wanda sicher nicht gerechnet.
Vergangenes Wochenende war es endlich wieder soweit: Wanda spielte in der restlos ausverkauften Halle 02. Diesmal waren sie keine Unbekannten mehr, kein Geheimtipp, sondern regelrechte Rockstars. Und so wurden sie auch gefeiert. Die Show die Wanda einem bot, war durch und durch gelebter Rock’n’Roll mit einer guten Portion Wiener Schmäh.
Die Menge tobt und grölt jedes Wort mit als Wanda Sänger Michael das Konzert mit „Luzia“ anstimmt. Ich selbst werde von einer sich schubsenden Menge immer weiter Richtung Bühne gedrängt und habe plötzlich unverhofft das Vergnügen, vorne kurz vor der Absperrung mit dabei zu sein. Aus dieser Perspektive kann ich fast hautnah sehen, was Sänger Michael auf der Bühne treibt.
Abwechselnd mit der Zigarette im Mund, einem Weinglas oder gleich einer ganzen Flasche Weißwein tänzelt er leicht torkelnd auf der Bühne auf und ab, überkreuzt die Beine wie ein Torero und kreist die Hüfte wie eine unbeholfene Bauchtänzerin. Sein Hemd steht offen, darüber trägt er ein zerknittertes verwaschenes Jackett. Schweißperlen laufen vom Hals abwärts die provokativ zur Schau gestellte Brust- und Bauchbehaarung entlang. Eigentlich eine riesen Unverschämtheit so auf die Bühne zu treten, aber ganz genau so wollen die Fans Wanda sehen: live, laut, echt und schwitzend.
Als Wanda die ersten Takte zu „Meine beiden Schwestern“ anstimmen, singen die Fans den Text weiter. Wieder und wieder. Und manchmal scheint hinter der Künstlerfigur-„Rampensau“ Marco Michael Wanda auch ein etwas zerbrechliches Ich hervorzublitzen. So zum Beispiel als er kopfschüttelnd in den hinteren Bereich der Bühne abtaucht – scheinbar überwältigt und fassungslos von so viel „Amore“ der rund fünfhundert Zuschauer, die ihm an den Lippen hängen und auf ihren Einsatz warten.
Die Security hält Michael Wanda ebenfalls mächtig auf Trab, da er sich beim „Ich will Schnaps“-Lied kurzerhand von der Bühne in die Menge stürzt. Auf Händen der Fans getragen, verschwindet er aus meinem Sichtfeld, um einige Zeit später, während der Rest der Band improvisiert, mit einem kleinen Fläschchen wieder auf der Bühne zu landen und diese dann genüsslich hinunterzukippen. Wanda live zu sehen kann dazu führen, dass man sich plötzlich ganz eins fühlt mit den anderen Konzertbesuchern – und Lust bekommt, Schnaps zu trinken. Wanda, mir sann uns wieder. Prost!
Fotos: Elisa Reznicek (http://lebelieberlauter.de) und Bernhard Kreutzer/RNZ.