Nicht viele Fotografen konnten bisher in den Iran reisen und dort fotografieren, ohne vom Staat kontrolliert zu werden. Der junge Fotograf Dominic Jan Geis ist auf seiner Iranreise auf die junge, iranische Subkultur gestoßen und hat ihr Leben in spannenden und beeindruckenden Fotografien festgehalten. Diese Ausstellung wird nun unter dem Namen „Tehran – an Ocean of Dreams“ im charmanten Uhland Atelier gezeigt.
Die Umstände, unter denen Dominic Jan Geis die Fotos aufgenommen hat, erinnern ein bisschen an einen Abenteuerreise: ursprünglich reiste er im Jahr 2011, kurz nach der Revolution in Ägypten, nach Teheran, um an einem internationalen Theaterfestival teilzunehmen. Dominic, der als studierter Kulturanthropologe generell immer neugierig war, wollte jedoch mehr über den Iran erfahren und so zog er mit einem englischsprachigen Guide durch den Trubel der iranischen Hauptstadt.
Ein Treffen mit einem Boxer, der sich auf die olympischen Spiele vorbereitete, konnte nicht stattfinden, weil Dominic vier Stunden im Stau festsaß. Als er beschloss, sich zu Fuß seinen Weg zu bahnen, landete er mitten in einem Protest und entging mit viel Glück dem Gefängnis oder noch Schlimmeren, da wie aus dem Nichts staatliche Wachen mit Maschinengewähren auftauchten.
Sein Guide führte ihn jedoch auch zu den Treffpunkten der iranischen Subkultur. So lernte er Frauen kennen, die heimlich rappten und tanzten, er erkundete einen Markt, auf dem junge Künstler ihre Gemälde oder selbstgemachten Schmuck verkauften und dabei heimlich Alkohol trunken und er nahm an einem Underground-Theater teil. Dort führten in einem ehemaligen Schlachthaus Männer, Frauen und Kinder gemeinsam Brechts Theaterstück „Der Kaukasische Kreidekreis“ auf.
All diese Dinge – rappende und tanzende Frauen, Alkoholgenuss und antiiranische Kunst – sind im Iran verboten. Gerade deshalb sind die Fotografien von Dominic Jan Geis so aufschlussreich, weil sie ein ganz anderes Bild des Iran vermitteln. Seine Fotografien zeigen einen bunten, lebendigen und kreativen Ort und verdeutlichen die Widersprüche zwischen Staat und Gesellschaft. Eines steht fest: Dominic Jan Geis hat eine absolut realistische und beeindruckende Gegenwart festgehalten, die Ihr Euch unbedingt ansehen solltet.
Die Ausstellung ist Teil der OFF//FOTO, bei der es noch sehr viele verschiedene andere Fotografieausstellungen in der Region zu sehen gibt. Dominic Jan Geis hat für „Tehran – An Ocean of Dreams“ bereits wichtige Fotojournalismuspreise wie den PX3 Prix de la Photografie in Paris in den Kategorien „Press Feature Story“ und „Press People“ gewonnen. Dominic Jan Geis ist am 23.05.2015 verstorben.
Wir haben mit Fabian, einem der Inhaber des Uhland Ateliers, über Dominics Beweggründe für diese Iranreise gesprochen und auch noch einige interessante Dinge über das Uhland Atelier erfahren.
Was ist das Konzept von Uhland Atelier? Wer kann hier ausstellen?
Das Uhland Atelier ist ein Arbeitsraum für Künstler und gleichzeitig ein Ausstellungs- und Präsentationsraum. Im Januar haben wir begonnen, Fotos von mir hier auszustellen, um zu probieren, wie das Ganze überhaupt wirkt. Seitdem wählen wir zusammen aus, was wir ausstellen. Seit Anfang des Jahres hatten wir verschiedene Ausstellungen hier. Wir legen uns dabei nicht auf ein Genre oder ein Stil fest. Anfang Dezember werden wir Illustrationen von Mehrdad Zaeri, einem iranischen Künstler, der in Mannheim lebt, ausstellen. Das gliedert sich insofern ganz gut in die aktuelle Ausstellung ein.
An welche Kunden bzw. Interessenten richtet sich das Uhland Atelier?
Das hängt natürlich davon ab, was wir hier ausstellen. Wenn wir keine laufende Ausstellung haben, stellen wir unsere eigenen Werke und Produkte aus. So können wir die Leute auch auf unsere Produkte aufmerksam machen. Wenn wir eine laufende Ausstellung haben, kommt wiederum ein ganz anderes Publikum.
Der Fotograf der Ausstellung ist leider kürzlich verstorben. Hast Du noch Kontakt zu ihm gehabt und wenn ja, was hat er über seine Beweggründe erzählt, gerade in den Iran zu reisen?
Ja ich hatte Kontakt zu Dominic, wir haben unter anderem beide für die KiTZ Theaterkumpanei in Ludwigshafen gearbeitet. Er ist in erster Linie in den Iran geflogen, um Fotos für das FADJR Theaterfestival, das bedeutendste Theaterfestival Vorderasiens, zu machen, aber er wollte auch ganz bewusst die iranische Subkultur erleben und Kontakt zu dieser Subkultur aufnehmen. Dieses Theaterfestival ist in ganz Asien bekannt. Es gab ein offizielles Festival und ein inoffizielles Festival. Auf diesem inoffiziellen Festival wurde Brechts Kaukasischer Kreidekreis aufgeführt. Dies ging gegen alle Regeln im Iran. Es wurde aber nicht abgeblasen, sondern wurde gebilligt.
Ihr hattet in letzter Zeit viele verschiedene Ausstellungen. Diese Ausstellung nimmt sowohl eine kulturelle als auch ein politische Position ein. Inwiefern ist es Euch wichtig, auch solche Positionen auszustellen?
Wir haben uns in erster Linie für diese Ausstellung entschieden, weil uns die Fotografie von Dominic gut gefällt. Die politische Botschaft steht bei uns daher eher im Hintergrund. Ich finde es aber interessant und beeindruckend, wie Dominic den Iran in seinen Bildern eingefangen hat.
Aktuell erscheinen viele Filme und Fotografien zu Teheran, z.B. die Filme „Taxi Teheran“ oder „Manuscripts don’t burn“. Wie ist Dein Eindruck vom Mannheimer Publikum? Ist es für solche Einblicke besonders offen oder eher nicht?
Wir sind gespannt auf die Reaktionen des Publikums! Im Vorfeld haben wir aber durchweg positive Resonanz für die Ausstellung erhalten. Ich wünschte, wir hätten doppelt so viel Platz, weil Dominic so viele beeindruckende Fotos vom Iran hat.
Fotos: Sebastian Weindel (www.sebastian-weindel.de)
Besucht die Homepages:
http://www.uhland-atelier.de
http://www.off-foto.info
http://dominic-jan-geis.de
Uhland Atelier
Uhlandstraße 26a
68167 Mannheim
Email: hallo@uhland-atelier.de
Straßenbahn: 2, 4, 5, 7
Haltestelle: Universitätsklinikum
Ausstellung „Tehran – an Ocean of Dreams“ bis 13.11.15
Öffnungszeiten:
Do.-Fr. 16.00-21.00