Wo bekommt man die besten Drinks der Stadt? Auf diese Frage gibt es bei mir seit geraumer Zeit die immer gleiche Antwort: im Hagestolz, natürlich! Lässige und entspannte Atmosphäre, hohe Qualität und eine stetig wechselnde und raffinierte Cocktailkarte locken mich immer wieder in die Bar im Jungbusch. Für unsere Porträtreihe TYPEN habe ich den drei Hagestolz-Gründern, Abian, Paul und Phil, daher mal etwas genauer auf den Zahn gefühlt. Während ich bereits um 10 Uhr morgens einen „Rübezahl“ hinunterstürzte (ein Cocktail, zu dem Ihr weiter unten auch das Rezept findet), sprach ich mit zwei der drei Jungs über Junggesellen aus Überzeugung, die Notwendigkeit von Türstehern und über ihre gastronomischen Zukunftspläne.
Kennengelernt haben sich Abian, Phil und Paul – wie könnte es auch anders sein – vor einigen Jahren als Barkeeper. Während sie damals noch als Angestellte hinter Bar und Tresen der Mannheimer Odeon Bar standen, wuchs der Wunsch, irgendwann einmal etwas ganz Eigenes zu schaffen und eben „alles selbst zu machen“. Gesagt, getan: nach etlichen Monaten auf der Suche nach einer geeigneten Location und kräftezehrender Renovierung eröffnete im Herbst 2012 das Hagestolz in der Mannheimer Jungbuschstraße. „Mit unserer Erfahrung als Barkeeper haben wir versucht, im Hagestolz die bestmöglichsten Arbeitsbedingungen zu schaffen – für uns selbst und für unsere Angestellten.“
Nach einer wilden Wikipedia Nacht seien sie auf den Begriff „Hagestolz“ gestoßen, ursprünglich ein ohne Erbe ausgehender Zweitgeborener, woraus sich im Laufe der Jahrhunderte die Bezeichnung für einen unverheirateten Mann entwickelte, also ein Junggeselle aus Überzeugung. „Wir fanden die Historie sowie die Bedeutung äußerst passend als Name für eine Bar.“
Auch wenn die Nerven in der ersten Zeit schon mal blank lagen: alle kleineren und größeren Sorgen erwiesen sich spätestens am Tag der Eröffnung als nichtig. Die drei Barkeeper haben eine gastronomische Nische erkannt und diese gekonnt besetzt, bis heute sucht man in Mannheim nach etwas Vergleichbarem und das Hagestolz platzt weiterhin Wochenende für Wochenende aus allen Nähten. „Wir hätten im Vorhinein niemals gedacht, Türsteher zu brauchen! Der Gästeandrang war aber von Beginn an so groß, dass es aus Sicherheitsgründen schlichtweg nicht lange ohne professionelle Türsteher zu stemmen war. Wir haben alle selbst einige Zeit im Jungbusch gelebt und möchten, dass die Bar in ihrem Kiez sozial verträglich ist und das auch weiterhin bleibt.“
Bis heute stehen alle drei weiterhin und regelmäßig selbst hinter dem Tresen, haben so einen direkten Bezug zu ihren Gästen und dadurch auch ein sehr gutes und harmonisches Verhältnis zu ihren Angestellten. „Als Barkeeper ermöglichst du den Leuten, eine gute Zeit zu haben. Da gibt es beispielsweise Paare, die sich im Hagestolz kennen gelernt haben, sich hier das erste Mal geküsst haben und mittlerweile verlobt sind.“
Ich frage, wonach entschieden wird, welche Drinks es auf die Karte schaffen und welche nicht? „Wir machen es uns relativ einfach: was wir scheiße finden, gibt es bei uns eben auch nicht! Trotzdem versuchen wir jeden Gast glücklich zu machen und bieten auch gerne Alternativen an.“ Ein Drittel der Getränke, die über den Tresen wandern, sei Bier, ein anderes Drittel klassische Longdrinks und das letzte Drittel wären die Cocktails. „Wir versuchen unsere Preise bezahlbar zu halten, sodass man sich auch mit kleinem Budget einen Cocktail leisten kann.“ Eine schöne Bestätigung ihrer Arbeit sei es, wenn Gäste bestimmte Cocktails nachfragen, die bereits seit Wochen nicht mehr auf der Karte stehen, einfach weil es ihnen so gut geschmeckt habe.
Falls ihr jetzt Durst bekommen haben solltet, haben wir hier das Rezept zum Cocktail „Rübezahl“ von der aktuellen Sherry Karte. Ich habe ihn bereits probieren dürfen und fand ihn derartig lecker, dass ich zu späterer Uhrzeit sicherlich auch noch einen zweiten bestellt hätte:
Rezept:
RÜBEZAHL
Glas: Stielglas
4cl Amontillado Sherry
3 cl Karottensirup
(Karottensaft und Zucker werden hierzu im Verhältnis 1:1 aufgekocht)
2 cl Zitronensaft
–
Shake & Strain
Deko: Zitronenzeste
Während sich bei mir bereits der Alkohol am frühen Morgen bemerkbar macht, erzählen mir die Jungs abschließend von ihrem neuen Projekt: einer zweiten Mannheimer Bar. So erfahre ich auch, warum der Dritte im Bunde, Paul, an diesem Tag nicht dabei war, er werkelte nämlich zeitgleich bereits auf der Baustelle zur neuen Bar „Sieferle und Sailer“. Das Hagestolz bekommt somit am 14. September 2015 Zuwachs!
Etwas abgelegener in der Neckarvorlandstraße, wird es bei „Sieferle & Sailer“ von nun an neben feinen Männerhaarschnitten im Barber Shop von Marco Sailer auch qualitativ hochwertige Drinks in entspannter Atmosphäre geben. Beides verknüpft zu einem einzigartigen Konzept, das, wie mir Paul erzählt, auf eine lange Barber Tradition zurückblicken lässt. Ich persönlich freue mich, dass Mannheim um eine weitere, spannende Location reicher wird und lasse mich sicherlich auch hier in Zukunft des Öfteren blicken:
Sieferle & Sailer
Neckarvorlandstr. 17a
68159 Mannheim
info@sieferleundsailer.de
Tel.: 0621 44589434
Mo – Sa 18.00 – 02.00
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