Esther Teichmann Mondschwimmen

„Mondschwimmen“ – Träumen vom Paradies im ZEPHYR

Kunst und Kultur

Im Alltag gehöre ich zur Gattung Kopfmenschen und gebe mich eher selten Tagträumen hin. Daher bin ich sehr froh, dass es Kunst gibt. Kunst lässt uns die Welt mit anderen Augen wahrnehmen, kann schockieren und gleichzeitig zum Träumen anregen. Vor allem lässt sie uns eintauchen in die Welt des Künstlers. Die Welt von Esther Teichmann ist eine ganz besondere Welt, wie mir schon beim ersten Schritt in Ihre erste museale Einzelausstellung „Mondschwimmen“ im ZEPHYR klar wird.

Esther Teichmann Mondschwimmen

Absolut unvorbereitet werde ich mit dieser Traumwelt von Allround-Künstlerin Esther Teichmann konfrontiert. Die Wände sind pastellfarben und sphärische Klänge ertönen dezent in meinem Ohr. Das Licht strahlt eine angenehme Wärme aus, die mich irgendwie an die quietschbunte Welt von Alice im Wunderland erinnert ohne jedoch kitschig zu sein. Und dann fällt mein Blick auf die erste Fotografie.

Esther Teichmann Mondschwimmen

Mein erster Gedanke: ist das eine Malerei oder eine Fotografie? Es sind tatsächlich alles Fotografien in der Ausstellung „Mondschwimmen“. Aber mein Blick täuscht mich nicht komplett, denn die meisten der Fotografien sind koloriert und schimmern je nach Lichteinfall in denselben Farben wie die Wände. Das Ganze erinnert ein bisschen an Fantasiewelt, obwohl die Fotografien gleichzeitig gnadenlos realistisch sind. Die einzigen Effekte sind die Kolorationen und die eigensinnige Beleuchtung.

Esther Teichmann Mondschwimmen

Je mehr Fotografien ich ansehe, desto tiefer tauche ich ein in Esthers Teichmanns Welt. Sie zeigt auffällig viele nackte Körper in eigentlich alltäglichen Situationen. Jedoch schafft sie es immer wieder, dass man sich wie in einer Traumwelt vorkommt. Jeder Fotografie haftet etwas besonders Sinnliches, Intimes an. Sehr oft zeigt sie Frauen und die Assoziation nach dem Schoß der Frau, unser aller Ursprung, drängt sich nahezu auf.

Esther Teichmann Mondschwimmen

Aber die Ausstellung zeigt nicht nur Fotografien sondern auch Skulpturen und Videos. Umso erstaunlicher ist es, dass die Künstlerin erst 35 Jahre alt ist. Wir haben es hier tatsächlich mit einer Ausnahmekünstlerin zu tun. Ihre Fotografien, von denen einige extra für die Ausstellung angefertigt wurden, wirken sehr reif und erwachsen.

Esther Teichmann Mondschwimmen

Sehr interessant war daher das Interview mit ihr, indem sie unter anderem erklärt, was es mit „Mondschwimmen“ auf sich hat und über ihr Verhältnis zur Nacktheit und Intimität spricht.

Esther Teichmann Interview

„Mondschwimmen“ ist Deine erste museale Einzelausstellung. Wie fühlt sich das an?

Es freut mich sehr, dass die Ausstellung in der Nähe meiner Heimat ist (Esther ist in der Nähe von Karlsruhe aufgewachsen, Anm. d. Red.). Die Ausstellung bringt meine Arbeit viel weiter, weil so viele meiner Werke an einer Stelle sind. Es hat mir auch großen Spaß gemacht mit den beiden Kuratoren zusammenzuarbeiten.

Was bedeutet der Name „Mondschwimmen“ für Dich? Gibt es einen direkten Bezug zu den Werken in der Ausstellung?

„Mondschwimmen“ ist sowohl Titel von einer der Videoprojektionen in der Ausstellung als auch von einer meiner Kurzgeschichten, die auch im Künstlerbuch zu lesen ist. In der Kurzgeschichte geht es um das Gefühl, nachts zu schwimmen und so bin ich auf den Namen gekommen. Der Bezug zu Wasser und zur Nacht findet sich auch in der Ausstellung wieder. Beides sind Dinge, die verschmelzen und sich verändern und unserer Fantasie einen Raum geben.

Du scheinst fast besessen von menschlichen Körpern zu sein, vor allem auch von Nacktheit. Was macht den menschlichen Körper für Dich interessant?

Die Körper, die ich fotografiere und anschauen möchte, sind Körper, die mir wichtig sind und die ich deshalb auch gerne festhalten möchte. Vieles sind Familienmitglieder oder Freunde. Für mich ist es als Künstlerin besonders, wenn ich eine intime Beziehung mit denjenigen, die ich fotografiere, habe. Ich baue gerne eine visuelle Beziehung zu meinen Objekten auf. Für den Betrachter ist das alles jedoch irrelevant.

Siehst Du eine Gefahr darin, dass sich unser Bildgedächtnis an Nacktheit gewöhnt hat und die Ästhetik des Körpers nicht mehr zu schätzen weiß, weil es so viele pornografische Bilder vor allem in der Werbung gibt?

Die Körper, die ich fotografiere stimmen mal mehr und mal weniger mit unserem heutigen Schönheitsideal überein. Mir ist natürlich bewusst, dass Nacktheit heute jederzeit konsumierbar ist aber ich wähle meine Objekte nach ganz anderen Kriterien aus. Es geht nicht um sexiness, sondern vielmehr um Schönheit und ich finde, dass jeder Körper auf seine eigene Weise schön ist. Ich suche meine Bezüge nicht in der Werbung sondern eher in der Geschichte oder Literatur.

Deine Fotos wirken sehr plastisch und Du arbeitest auch mit Skulpturen. Ist Dir Dreidimensionalität besonders wichtig? Wenn ja, warum?

Mir ist die Materialität von Fotografien auf jeden Fall sehr wichtig. Das fängt damit an, dass ich meine Fotografien auch selbst in der Dunkelkammer entwickle und auch lange mit den Projektionen vom Negativ spiele. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Fotografien und daher ist es mir eben auch besonders wichtig, wie sich die Fotografien anfühlen.

Viele Deiner Werke wirken beinahe romantisch und erinnern an französische Klassizisten wie Jean-Auguste Ingres oder Jacques Louis David. Hast Du ein künstlerisches Ideal von Ästhetik? Hast Du künstlerische Vorbilder?

Ich habe verschiedene Einflüsse aus der Kunstgeschichte, die mich inspirieren. Es ist weniger eine bestimmte Epoche sondern vielmehr Details aus verschiedenen Epochen. Da ich in der Nähe von Karlsruhe aufgewachsen bin, hat mich die Sammlung der Kunsthalle in Karlsruhe sehr inspiriert, zum Beispiel Grünewalds Vorzeichnungen zum Isenheimer Altar oder auch Werke von Caspar David Friedrich. Ein weiteres Gemälde, was mich seit meiner Kindheit inspiriert hat, sind die 7 Todsünden von Otto Dix. Die Darstellung der Frauen im französischen Orientalismus hat mich gleichzeitig fasziniert sowie irritiert.

Du hast bereits in vielen Ländern ausgestellt. Hattest Du den Eindruck, dass es unterschiedliche Auffassungen von Kunst je nach Kultur und Land gibt?

Da unsere Welt sehr globalisiert ist, gibt es nicht mehr so große Unterschiede, vor allem auf den großen Kunstmessen. Ich habe jedoch vor kurzem in Litauen Kunststudenten unterrichtet und das hat mich sehr begeistert, da sie sich wirklich nur auf die Kunst konzentriert haben und sich nicht vom Kunstmarkt irritieren ließen. Ich denke, dass es in kleinen Städten oder in Ländern, in denen der Kunstmarkt noch nicht so verbreitet ist, noch sehr viel Potenzial gibt.

Beendet:
GEWINNSPIEL:

Wir verlosen in Kooperation mit dem ZEPHYR 2×2 Eintrittskarten für die Ausstellung „Mondschwimmen“ von Esther Teichmann. Was Ihr machen müsst, um zu gewinnen? Abonniert unseren alle zwei Wochen erscheinenden Newsletter, falls Ihr das nicht schon getan habt und schreibt uns mit gültiger Emailadresse in den Kommentaren unter diesem Artikel, was ihr selbst am liebsten fotografiert (z.B. Euer Haustier, Euren Urlaubsort oder etwas ganz anderes)! Wir losen dann unter allen Kommentaren den Gewinner aus. Das Gewinnspiel beginnt am 07.07.2015 um 19.00 Uhr und endet am 16.07.2015 um 00.00 Uhr, unsere Teilnahmebedingungen findet Ihr hier. Der Gewinner wird dann per Mail von uns benachrichtigt. Wir freuen uns auf Eure Kommentare!

Esther Teichmann Mondschwimmen

Esther Teichmann Mondschwimmen

Fotos: Sebastian Weindel (Hochzeitsfotograf Mannheim | Sebastian Weindel)

Besucht die Homepage:
http://zephyr-mannheim.com

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Zephyr – Raum für Fotografie
C4, 9
68159 Mannheim
Tel.: 0621-2932120
Email: mail@zephyr-mannheim.de

Straßenbahn: 2, 6
Haltestelle: Rathaus/Reiss-Engelhorn-Museen

Ausstellung „Mondschwimmen“ vom 21.06.2015-30.08.2015

Öffnungszeiten ZEPHYR:
Di.-So. 11.00-18.00
Eintrittspreise: 6,00 Euro normal / 3,00 Euro ermäßigt

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